< Deutscher Präventionstag 2019
02.05.2019 10:23 Alter: 5 yrs
Kategorie: News DJJV, Aus- & Fortbildung, DJJV, Jugend, Nicht mit mir! Aus- & FortbildungDJJVJugendNicht mit mir!

Weiterbildung für Kinder- und Jugendschutzbeauftragte


Tom Ismer, Meike Schröer (DOSB Führungsakademie), Sabine Schweibold (BSJ) und Fritz Schweibold

Kürzlich fand für die Führungsakademie des Deutschen Olympischen Sportbunds in Frankfurt am Main eine Weiterbildung „Prävention sexualisierter Gewalt im Sport“ für Kinder- und Jugendschutzbeauftragte in Sportverbänden und –vereinen statt. Für den Deutschen Ju-Jutsu-Verband, der in der Thematik schon eine Vorreiterrolle innehat, nahmen Jugendbildungsreferent Tom Ismer und Fritz Schweibold, Referent Gewaltprävention, teil. Angelehnt an ein afrikanisches Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“ wurde von der Fachreferentin Meike Schröer der Führungsakademie der Ausspruch getätigt „Es braucht eine ganze Organisation, um ein Kind zu schützen!“ Der Sinn dahinter sollte sich in dem 8-stündigen Workshop in den Räumen des DOSB den Teilnehmern transparent erschließen. In einer Bestandsaufnahme wurden die Unterschiede und die Wertigkeit  zur Thematik bei Fachverbänden und Landessportbünden ganz deutlich. Während der Deutsche Ju-Jutsu Verband bereits in einer Entwicklung ist, in der noch einige wenige Dinge umgesetzt und angepackt werden müssen, wird bei anderen Verbänden gerade erst einmal an der Oberfläche gekratzt. Leider ist die Thematik noch nicht auf allen Ebenen angekommen. Die Mitarbeit und Präsenz einzelner Funktionäre im DJJV in bundesweiten und überregionalen Gremien und Arbeitsgruppen hat hier natürlich seinen Niederschlag gefunden. Broschüren, Leitfäden und die praktische Umsetzung innerhalb des Verbands sind dabei nur exemplarisch zu nennen. Für alle Verantwortlichen in der DJJV Jugend ist dieser Status nicht fest, sondern die Thematik unterliegt einem ständigen (Lern- und Erfahrungs-)Prozess. So sind in den kommenden Monaten Workshops mit Verantwortlichen geplant um das Thema weiter voranzutreiben und auch weiterhin die vorhandenen Kompetenzen auszubauen. Primär geht es dabei um Risikoanalysen, Eigenerklärungen, Lizenzerwerb und –entzug, Eignung und Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Interventionsleitfaden und Beschwerdemanagement, sowie Verhaltensregeln. Die Ziele der Veranstaltung in Frankfurt waren zu sensibilisieren, zu informieren und Kenntnisse für die Erstellung eines Schutzkonzepts zu erwerben. Denn künftig wird die Implementierung eines Schutzkonzepts in Vereinen und Verbänden unmittelbar mit der Gewährung von Förder- und Zuschussmitteln verbunden sein. Dies gilt im Übrigen nicht nur für den organisierten Sport sondern für viele andere Bereiche. Von der Workshopleiterin wurden im Verlauf der Veranstaltung Ergebnisse des Forschungsprojekts „Safe Sport“ vorgestellt. Dabei wurden Athletinnen und Athleten aus 57 Sportverbänden und 127 Sportarten mit Fragen zu sexualisierter Gewalt im Sport befragt. Damit ist das Forschungsprojekt eine der wenigen Studien, die belastbare Zahlen zur Thematik liefern kann. Die Frage nach Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt im Sport beantworteten 37 % der Befragten, dass sie mindestens einmal ein Ereignis mit sexualisierter Gewalt erlebt haben. Dabei erfolgte dann noch eine Differenzierung nach „sexualisierter Gewalt ohne Körperkontakt“, „sexuelle Grenzverletzungen“ und „sexualisierter Gewalt mit Körperkontakt“. Beeindruckend war für alle Teilnehmer das Ergebnis der Frage mit wem nach einer solchen Erfahrung gesprochen wird, sind dies doch 35 % die mit niemandem darüber sprechen. Mit Freunden oder Eltern spricht immerhin ein Großteil der Befragten. Mit Ansprechpartnern innerhalb der Organisation, also des Sportverbandes oder der Sportbünde sprechen lediglich 9 %. Die Frage nach sexualisierten Gewalterfahrungen insgesamt, also auch außerhalb des Sport, beantworteten 54 % der Sportlerinnen und Sportler, dass sie von mindestens einem Ereignis betroffen waren. Der oder die Verursacher sind laut Studie zu 81 % älter als 17 Jahre und zu 91 % männlich. Der Kontext der Ereignisse war zu 62 % im Sportverein, zu 22 % im Sportverband und zu 36 % in Olympiastützpunkten, Elitesportschulen, Sportinternaten, Nachwuchsleistungszentren und anderen Örtlichkeiten; hier waren Mehrfachnennungen möglich. Meist tritt sexualisierte Gewalt nicht isoliert auf, sondern mit körperlicher und/oder emotionaler Gewalt. Mit einem Rollenspiel zu Täterstrategien zeigte die Referenten plakativ das planmäßige Vorgehen solcher Menschen auf. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden von den Teilnehmern mögliche Verbundsysteme und Netzwerke erarbeitet, Handlungsbereiche zum Schutz vor sexualisierter Gewalt definiert und vorhandene Schutzkonzepte beleuchtet. Dabei profitierte der DJJV von seinen bereits vorhandenen Unterlagen, Ressourcen und Kenntnissen. Von Elena Lamby, der zuständigen Referentin bei der Deutschen Sportjugend (dsj), wurde dann der Stufenplan der dsj vorgestellt, von dessen Umsetzung in den Verbänden und Organisationen bis zum Jahresende 2021 die Vergabe von Zuschüssen und Fördermitteln abhängig ist. Weiterhin wurden in unterschiedlichen Arbeitsgruppen Handlungsschritte zur Krisenintervention und Möglichkeiten der Umsetzung in Verbänden und Organisationen erarbeitet und vorgestellt. Alle Anwesenden waren sich zum Ende des Workshops einig, dass die Thematik, nicht nur aus finanziellen Gründen, eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. 60 % der 13 – 15-jährigen sind in einem Sportverein aktiv, bundesweit gibt es in 90.000 Sportvereinen zehn Millionen Mitglieder und Körperlichkeit, Nähe und Bindung im Sport bergen Risiken für Übergriffe und Machtmissbrauch. Informationen, Schulungen und Workshops zur Thematik bietet die Jugend im Deutschen Ju-Jutsu Verband über die JuJu Academy an. Referent Gewaltprävention
Fritz Schweibold

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